DEUTSCH

Geschichte unserer Nachbarschaft

Die Vergangenheit und Gegenwart von Prosfigika führt einem den Kampf der Arbieter*innen und Unterdrückten vor Augen. Jener, die niemals einen soliden Boden unter ihren Füßen hatten und diejenigen, die niemals aufgehört haben zu kämpfen. Man kann das Rattern der Maschinengewehre der Guerillia und die Guerillia-Reiter noch von Haus zu Haus durch die Einschusslöcher des Aufstandes vom Dezember 1944 schallen hören. Die Schreie der gefolterten politischen Gefangenen des Averoff Gefängnisses, die die Nacht erfüllen und das kreischen zerstörter Gebäude. Heute sind wir im Würgegriff der neuen Tyrannei, der Bedrohung und Barbarei durch die zwei symbolischen Monstern der souveränen Macht und ihrer repressiven Horden, die uns zu zwei Seiten belagern: das Bullenhauptquatrier GADA und das Berufungsgericht.

In Prosfigika an der Alexandras Straße gibt es derzeit mehr als 500 Menschen jeder Ausprägung der unterdrückten Klasse: Geflüchtete, Migrant*innen, Familien mit Kindern, Alte, Kranke, ehemals Obdachlose, politische Kämpfer, Drogensüchtige, vom ELPIS-Krankenhaus abhängige und Menschen jeglicher Nationalität und Religion. Es ist ein multinationales Mosaik der Gemeinschaften der rebellischsten und am meisten ausgenommenen Menschen. menschen, die den kapitalistischen Krieg, Vertreibung und Folter, Armut und Misäre, Verfolgung und Hunger erlebt haben.

Unser Bild der Nachbarschaft von Prosfigika spricht über den Kampf ums Überleben und um Würde, für Solidarität und Geschwisterlichkeit, für Selbstorganisierung, Gleichheit und sozialen Kampf in Zeiten von Armut und sozialem Kannibalismus. Wir sehen eine sich selbst erhaltenden sozialen und kulturellen Werkstatt für Selbstwertgefühl und Gemeinschaft von Migrant*innen, Geflüchteten und Gegnern der kapitalistischen Barbarei. Das bild zeigt auf den Straßen spielende, lachende Kinder, kollektive Küchen und selbstorganisierte Produktion, Strukturen der Wissensvermittlung, soziale und politische Aktionen, Sorge für die Kranken und Schwachen, Wartungsarbeiten, einen Platz der Erinnerungen der Kämpfe der Arbeiterklasse der letzten 80 Jahre konzentriert.

Genius Prosfygika Loci

Wir sind nicht alleine hier. Unser Kampf für das Überleben und lebenswert erhalten von Prosfigika ist die Fortsetzung eines Kampfes, der nun fast schon ein Jahrhundert andauert. Dies sind nur einige bilder, die zeigen, wie Prosfigika anfing und wie die Gemeinschaft extrem “interessanter” Jahrzehnte durchmachte. Wir erhalten im hier und jetzt nur das Feuer am leben. Wir kämpfen die Kämpfe, die gleichzeitig neu und alt zugleich sind. Unsere Farben sind mehr Schwarz als Rot oder Blau-Weiß, aber unsere Feinde sind die selben: Feinde der Menschlichkeit, Feinde der Freiheit, Feinde der Geschichte. In braunen Uniformen, in Riot-Ausrüstung oder in Anzug, ihr Ziel ist das gleiche. Und Prosfigika hat sich ihnen immer in den Weg gestellt.

Organisierter Widerstand engagierter Leute hat Prosfigika davor bewahrt, während dem Hype vor den Olympischen Spielen platt gemacht zu werden. Zu dieser Zeit sollten bemalte Leinwänden die Augen des illustren Publikum vor dem “Abscheulichen” bewahren. Die Olympischen Spiele waren der Ausgangspunkt des gigantischen Betrugs, der heute unter dem Namen “griechische Schuldenkrise” bekannt ist.

Houses

Häuser im Bauhausstil aus den 1920er Jahre wurden auf Ackerland gesetzt – lange bevor die brutalen Nachbarn das Viertel umschlossen. Die Architektur ist gut. Schön gestaltete Wohnungen, geeignet für das griechische Klima. Was bis heute überlebt hat, zeugt von Qualität und fachlicher Arbeit. Kein Pfusch. Der Einsatz der Bewohner*innen machte aus dem Prosfigika-Viertel sehr bald einen lebenswerten Ort.

Trees

Zwischen Block 2 und Block 3 liegt eine größere Lücke, die offensichtlich als lokaler Treffpunkt gedacht war. Der Abstand zwischen den Blocks insgesamt ist so groß, dass im Winter genug Sonne für alle durchkommt und im heißen Sommer doch ausreichend Schatten vorhanden ist.

Life

Leben im Prosfigika.
Die Wand auf dem mittleren Bild der unteren Reihe stammt wahrscheinlich vom Averof Gefängnis. Die Bewohner*innen halfen den Gefangenen (besonders während der Zeiten der faschistischen Juntas). Das Averof Gefängnis war eine der berüchtigten griechischen Haftanstalten. Siehe dazu
The Six Executed from Dmbeni .

War

Während der deutschen Besatzung und später im Bürgerkrieg war Prosfygika eine Festung des antifaschistischen Widerstands. Die ganze Gemeinschaft war daran beteiligt, Kämpfer*innen aufzunehmen und geheime Durchgänge zwischen den Wohnungen zu bauen.
Einschusslöcher in den Häuserwänden bewahrten die Nachbarschaft später davor, auf dem Altar der Habsucht und Seelenlosigkeit geopfert zu werden.

Auf dem Bild links unten ist ein Jeep der US-Army zu sehen. Das ist die Zeit des (relativen) Friedens.