DEUTSCH

Der Häuserkomplex von Prosfigika und seine Bewohner*innen sind von einer Reihe von Infrastrukturproblemen betroffen. Das dringendste Anliegen ist das Wasserproblem der Nachbarschaft. Dieses beeinträchtigt das Leben der Menschen hier am stärksten. Eine Lösung dafür muss von aus unserem gemeinsamen, selbstorganisierten Kampf kommen. Aus diesem Grund haben wir in Kooperation mit internationalen Gefährt*innen eine Soli-Kampagne ins Leben gerufen, um Geld zu sammeln und unsere Beziehungen auszubauen.

Prosfigika ist eine widerständige Nachbarschaft im Athener Stadtzentrum. Die Häuser mit insgesammt 179 Wohnungen waren schon immer ein Ort der Unterdrückten und Ausgebeuteten. Gebaut wurden sie als Refugium (=Prosfigika) für mittellose Griechen, die in den 1920er Jahren beim Bevölkerungsaustausch mit dem türkischen Staat in großen Zahlen in die Städte kamen. Unter der faschistischen Diktatur, der deutschen und anschließenden englischen Besatzung war hier eine Keimzelle des Widerstandes und ein Rückzugsort für illegale Kämpfer*innen.

Heute wird die widerständige Geschichte fortgeschrieben. Beginnend 2002, in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2004, versucht der Staat in einem neuen Zyklus der Repression bis heute erfolglos, diese Geschichte ein für allemal auszuradieren. Optisch sind die einfachen, alten und von Einschusslöchern übersähten Gebäude ein Schandfleck in der kapitalistischen Stadt. Die Lage zwischen dem Berufungsgericht und dem Bullenhauptquartier G.A.D.A. ist außerdem von strategischer und finanzieller stadtplanerischer Bedeutung. Der wesentliche Grund für das Fehlschlagen der wiederholten Invasions- und Räumungsversuche ist der kämpferische Charakter der etwa 500 Personen starken Gemeinde, die heute zum Großteil aus Besetzer_innen besteht und seit etwa zehn Jahren mit der Sy.Ka.Pro (Abkürzung für die Versammlung des besetzten Prosfigika) über ein Gremium der Selbstverwaltung verfügt.

Dem ursprünglich geplantem Abriss der Gebäude wurde jetzt ein Riegel vorgeschoben, da sie zu Denkmälern erklärt wurden. Bei diesem Vorgang handelte es sich um einen Schachzug der Syriza-Regierung kurz vor ihrer Abwahl, um das Prosfigika in der parlamentarischen Opposition als Faustpfand nutzen zu können. Den Herrschenden ist bewusst, dass die aufständische und revolutionäre Geschichte Griechenlands sowie der anarchistischen Bewegung durch diese Blocks in der Bevölkerung weiterlebt. Jeder frontale Angriffsplan muss daher breiten Widerstand einkalkulieren.

Daher sucht die Regierung auch nach anderen Möglichkeiten, den Widerstand zu brechen. Ein Schwachpunkt der Menschen sind die Grundbedürfnisse, die in der Metropole nicht so einfach zu erfüllen sind. Widerständige Menschen sind in der Stadt immer die, die nach Möglichkeiten suchen, unabhängig und möglichst auf Kosten der Ausbeuter und Unterdrücker ihr Leben zu bestreiten. Aus diesem Grund ist der Strom im Prosfigika geklaut und auch das Wasser wird nicht bezahlt. Im vergleich mit kleinen Haushalten oder Besetzungen ist die Wasserversorgung des Prosfigika jedoch sehr komplex. Kritische Punkte der Infrastruktur liegen unter den Straßen des besetzten Gebietes. Die technischen Anforderungen an Wartung und Reparatur sowie die nötigen finanziellen Aufwendungen sind hoch. Im Prosfigika ist das Frisch- und Abwassersystem teilweise noch im Originalzustand, also ca. 100 Jahre alt. Heute ist es daher in katastrophalem Zustand: Verstopfungen und Lecks sorgen für permanente Probleme und werden u.a. für temporäre Mückenplagen verantwortlich gemacht. Letzteres ist in Zeiten der Erderwärmung und sich von Süden her ausbreitender Insekten mit Infektionskrankheiten wie dem West-Nil-Virus nicht nur nervig sondern tatsächlich eine Bedrohung für die Gesundheit der dort lebenden und kämpfenden Menschen.

Wir wollen verhindern, dass der Staat sich als Garant für die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse darstellen kann. Der Staat hat die Menschen mit Manipulation und Gewalt in die Abhängigkeiten der kapitalistischen Ordnung getrieben. Diese Abhängigkeit zu beenden und damit einhergehende Erpressungsversuche zurückweißen zu können, ist das Ziel der internationalen Solikampagne zur Lösung des Wasserproblems des Prosfigika. Es geht darum, diese kämpfende Gemeinschaft für die Zukunft materiell weiter abzusichern und gleichzeitig politisch in ihrem antistaatlichen Kampf zu unterstützen.

Wenn ihr die Solikampagne unterstützen wollt, dann sammelt Geld oder bezieht in eure Gedanken und Taten den Kampf des Prosfigika mit ein.